An die Frau musste ich heute denken, denn in einem der Seminare sitzt eine ähnliche Frau. Jedenfalls redet sie mit dem gleichen Akzent. Das Seminar heißt „God through Human Eyes“ (Gott mit menschlichen Augen gesehen). Letztlich ist es eine Wanderung durch Gottesbilder in der Theologiegeschichte. Nicht wirklich neu für mich, aber eine schöne Gelegenheit, schon mal Gewusstes zu wiederholen und neu einzuordnen. Und mir gegenüber sitzt Alberta, genannt Abe. Sie stammt aus einer schwarzen Pfingstgemeinde karibischer Herkunft – hier in Birmingham. Wenn sie den Raum betritt, dann ist sofort eine gewisse Präsenz da. Sie sieht jünger aus, als sie wahrscheinlich ist. Wenn sie anfängt zu reden, merkt man, dass sie schon einiges erlebt haben muss. Heute im Seminar ging es um Gott, den Vater. Abe erzählt, dass es in ihrer Pfingstgemeinde einen Aufschrei geben würde, wenn der Prediger es sich wagen würde, von der Kanzel in mütterlichen Bildern von Gott zu reden. Alles sehr konservativ. Strikte, enge Ehe-Moral und patriarchale Hierarchie. Abe meint, das sei so heuchlerisch. In Wirklichkeit würde es unter den Männern als uncool gelten, Vater zu sein. „Und wie soll ich meinem 9-jährigen Sohn erklären, dass er dem Vater aus dem Vaterunser trauen kann, wenn sein eigener Vater sich aus dem Staub gemacht hat, sobald das Kind geboren war?“
Da ich ein lockeres Programm habe, war ich nach dem Seminar frei zu tun, was ich will. Ich bin auf die High Street gefahren, um ein paar Einkäufe zu machen und setz mich dann ins Café Rouge (wo ich Sonntag schon zum Abendessen war). Ich bestell einen Milchkaffee. Der Kellner fragt, ob ich auch Kuchen dazu will. Ich sag, nein, danke. Er lässt nicht locker, weist auf das Kuchen-Buffet und erklärt, was alles zu haben wäre. Ich grinse ihn an und sag nein. Er grinst zurück und sagt: „I had to try.“ („Ich musste es versuchen.“) Der Kellner spricht mit französischem Akzent. Ich wette, er ist kein Franzose. Ich tippe eher auf Russe, der (im Café Rouge) einen auf Französisch macht.
Ansonsten hab ich studiert heute. Was wohl – Paul. Heut ist auch das Buch geliefert worden, das ich über Amazon bestellt habe. Macht Spaß, mit einer englischen Adresse ein englisches Buch zu bestellen. Ich hab eine britische Postleitzahl! B15 2QH. Britische Postleitzahlen sind viel detaillierter als deutsche und spielen daher eine größere Rolle. B steht für Birmingham. 15 ist der Stadtteil, 2 ein Abschnitt davon etc. B15 2QH hat nur das Queen’s College. |
Wenn es normale Wohnhäuser sind, dann haben vielleicht 6-8 Häuser dieselbe PLZ. Ein Abschnitt, klein genug, dass der erfahrene Postbote weiß, was wohin muss. Gestern im Kino wurde ich nach meiner Postleitzahl gefragt. Ich hatte die Karte online gekauft und beim Abholen an der Kinokasse fragt er – zur Sicherheit, dass die richtige Person die Karte holt: „Post code?“ „Bi Fiftien To Qju Eitsch.“ Klingt Cool. Dschunowottamiehn? |