Heute war die vorletzte Paulus-Sitzung. Meine Zeit in Queen’s geht definitiv ihrem Ende zu. Heute ging es um die Passagen bei Paulus, die mit Frauen zu tun haben. Es gibt – so David – genießbare (palatable) und ungenießbare davon. Er hat zum einen sehr hochachtungsvoll von Kolleginnen gesprochen. Aber in seinem Briefen stehen eben auch Sätze wie: „Der Mann ist das Haupt der Frau“. „Die Frau ist des Mannes Abglanz.“ Und am schlimmsten: „Die Frauen sollen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen. Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden.“ Mit ist das, ehrlich gesagt, ziemlich Wurst, was ich davon halten soll. Wer sagt, dass Paulus in allen Dingen immer Recht gehabt haben muss?
In einer Kirche, die sich immer noch nicht wirklich einig ist, ob Frauen Bischöfinnen sein können, in der nicht einmal alle Gemeindeglieder Frauen als Pfarrer akzeptieren, sind solche Worte offenbar nach wie vor Zündstoff. David jedenfalls sagte, als er dieses Seminar das erste Mal gehalten hat, war er so naiv zu glauben, man könnte einfach mal so den Text durchgehen und unbefangen schauen, was da wirklich steht und warum. Und da sei er eines Besseren belehrt worden. Die Geschichte des Missbrauches solcher Sätze sei so lange und immer noch nicht vorbei, dass das unmöglich war. Die Wogen seien hochgeschlagen.
Was den letzten Abschnitt (dass das Weib schweigen möge in der Gemeinde), angeht, da gibt es gute Gründe, dass sie nicht von Paulus stammen. In den ersten Gemeinden hat es Frauen in leitenden Positionen gegeben. Späteren Generationen hat das nicht mehr gepasst und man hat (wahrscheinlich) wirklich den Abschnitt in einen Paulus-Brief nachträglich reingeschrieben. Ein Fakt vor allem spricht dafür: In verschiedenen alten Handschriften taucht der Abschnitt an unterschiedlichen Stellen auf, als hätte man ausprobiert, wo er am flüssigsten und unauffälligsten in den Text passt.
Und noch was, das ich letzte Woche vergessen habe aufzuschreiben. Rätselfrage: Weiß jemand von euch einen Ort in Bayern, dessen Name wie eine Stadt im Libanon klingt? Wenn ich hier sage, woher ich bin, fangen viele Leute an, in ihrem Hirn zu kramen, was ihnen zu Deutschland einfällt. Manche waren als Soldaten im Ruhrgebiet stationiert, also in der britischen Besatzungszone. Manche erzählen von Reisen nach Berlin. Letzten Montag habe ich einen Orthopädischen Schuhmacher aus Evesham getroffen. Der ist manchmal auf Fachtagungen seiner Zunft. Und da kämen immer Kollegen aus… einem Ort in Bayern, dessen Name wie eine Stadt im Libanon klingt. Nach einer Weile kamen wir drauf. Bayreuth. Klingt tatsächlich wie Beirut.