Fernsehwerbung: Im Stil eines Abenteuerfilmes, die Sorte Film, die sich die Jungs angucken: Ein Mann wird im Dschungel verfolgt von Wesen, die irgendwie außerirdische Kräfte haben. „Sie kommen aus dem Meer. Wo immer du hingehst, sie sind schon da.“ Es stellt sich heraus, der Mann träumt das nur. In Wirklichkeit ist er ein Wachposten für eine kriminelle Bande, wahrscheinlich Drogenhändler. Er wacht auf und geht ein paar Schritte, um seinen Kopf wieder klar zu kriegen. Da wird er von maskierten Männern, die im Dickicht lauern, gepackt und mit einem Boot fortgeschafft. Seine Kidnapper sind Royal Marines, eine Elitetruppe. Die Jungs, die den Spot gucken, sollen sich überlegen, ob sie sich von dieser aufregenden Truppe nicht rekrutieren lassen wollen. Da lobe ich mir ja beinahe unsere Bundeswehr-Werbung. Die wirbt mit brav-bürgerlichen Ausbildungs- und Karriereaussichten, mit Begeisterung für Technik und dem Ziel, in der Welt Gutes zu tun – zum Beispiel in Ebola-Ländern.
Im Kino läuft ein Spot: Ein Teenagermädchen geht auf einen Swimmingpool zu. Schnippt sich den Bikinislip über dem alles andere als idealen Hintern noch mal zurecht. Und springt. Dann folgen zu kraftvoller Musik in schnellen Schnitten Bilder von Frauen und Mädchen, die schwimmen, Fußball und Basketball spielen, joggen, Aerobic machen, tanzen. Zwischendurch eine plötzliche Atempause. Dann das Ganze noch einmal von vorne. Es sind alte und junge Frauen. Dicke und dünne. Schwarze und weiße. Behinderte und nicht behinderte. Das ist eine Kampagne, die heißt: „This Girl Can.“ Das klingt ein bisschen nach Obamas „Yes, we can“. In der Beschreibung im Internet heißt es: „Viele Frauen machen deshalb keinen Sport, will sie Angst haben, wie sie dabei aussehen.“ Die Kampagne will „aktive Frauen feiern, die landauf landab ihr Ding machen, egal wie gut sie dabei sind, wie sie dabei aussehen oder wie rot ihre Gesichter werden.“
Eine andere Geschichte, auch im Kino: Ein vielleicht achtjähriger Junge kommt mit einem Koffer in eine Wohnung zu zwei Erwachsenen. Er ist scheu. Er verkriecht sich in sein Zimmer. Die Frau sagt zu dem Mann: „Lass ihm Zeit, er muss sich eingewöhnen.“ Dann werden in schneller Folge Bilder gezeigt, wie er mit ihnen am Tisch sitzt. Wie sie einen Ausflug unternehmen, wie er mit ihnen streitet, wie er ein Mädchen küsst. Wie er seinen Schulabschluss macht. Die letzte Szene zeigt ihn als erwachsenen Mann mit seiner schwangeren Frau, wie er bei den Adoptiveltern zu Besuch ist. Da geht die Tür zu seinem ehemaligen Kinderzimmer auf und ein scheuer, etwa achtjähriger Junge lunzt durch den Türspalt. Der junge Mann lädt ihn freundlich an den Tisch. Er weiß, wie schwer es am ersten Tag ist. Also eine Familie, die Kindern in Schwierigkeiten eine neue Heimat gibt. Eine ergreifende Geschichte. Immer steht Essen auf dem Tisch. Aber nicht etwa Essen aus Omas Küche. Das wäre für mich Inbegriff von Heimat und zu Hause. Sondern KFC. Familienwärme durch Fastfood. Na Klasse.
Noch eine Kurzgeschichte. Ein kleiner Flugplatz. Ein zweimotoriges Flugzeug kommt an. Es ist Nacht. Es stürmt. Eine rasant schöne Frau ist die Pilotin. Sie will landen. Da zerreißt ein umstürzender Baum die Elektrokabel. Die Flugplatzbeleuchtung geht aus. Unten springt ein ebenfalls rasant schön aussehender Mann in sein rotes Auto. Fährt an den Anfang der Landebahn. Gibt ihr mit den Scheinwerfern Lichtzeichen. Wendet. Fährt in Schlängellinie die Landebahn entlang, so dass sie ausgeleuchtet wird und das Flugzeug über seinen Kopf hinweg landen kann. Das ist Werbung für Ford. Irgendwie hat ein Ford-Modell neuerdings eine besondere Form der Scheinwerfer, was weiß ich. Ich fahre zwar das kleinste Modell dieser Marke. Aber ehrlich gesagt nur, weil die einzigen Autohändler, die ich persönlich kenne, zufällig Ford verkaufen. Für mich muss ein Auto Motor, Lenkrad, Sitze haben, sowie – wie Otto es ausgedrückt hat – „vier Räder, die so angebracht sind, dass sie bis zur Erde reichen.“ Aber in diesem Spot hat die Geschichte mit dem Produkt zu tun. Da kommt man sich weniger veralbert vor.
Ich komme auf die ganzen Spots, weil ich Broadchurch zu Ende geschaut habe. (siehe 16. Februar. Die Geschworenen haben übrigens den Mörder freigesprochen! Das wird Stoff für eine dritte Staffel geben, die schon angekündigt ist.) Die Serie wurde von Škoda gesponsert mit dem Slogan: „Eine Pause vom Drama mit Škoda“. Die Werbepausen werden durch kurze Filmchen eingeleitet. Zwei Autos (Škodas natürlich) parken auf dem Dach eines Parkhauses. Es gießt in Strömen. Dramatische Musik. Zwei Männer steigen aus dem einen Auto. Der Fahrer des anderen Autos greift in die innere Manteltasche… Und zieht einen Regenschirm hervor und spannt ihn auf. Die Männer gehen friedlich aneinander vorbei. „Eine Pause vom Drama mit Škoda“. Ein (Škoda-)Auto hält an einer Autobahn-Toilette an. Polizei kommt mit Blaulicht und Sirene an – und rast vorbei. Aus dem Auto springt ein Mann und trägt im Laufschritt seinen kleinen Sohn zur Herrentoilette. „Eine Pause vom Drama mit Škoda“. Das nenne ich witzig.