Sarah hat gepredigt. Immerhin hat sie uns dieses Mal nicht zu „Wolle und Fleisch“ verwurstet (siehe 26. April). Sie hat aufgezählt, was der Geist alles kann, schließlich ist Pfingsten. Es war ein wenig blass… Schade, denn sie hat ganz schön angefangen. Hat Luftballons verteilt. Alle sollten ihren Ballon aufblasen, in die Luft halten und auf ihr Kommando loslassen. Und all die gelben Luftballons schnurrten mit diesem Ffffrrrrrtttt-Geräusch durch die Kirche. Das war lustig und eine fröhliche, heitere Atmosphäre kam auf. Die hätte man ausnutzen können, um was draus zu machen…
Ich hab Geschenke bekommen. Ein wunderschönes Foto von Worcester Cathedral mit Blick auf den Sarkophag von König Johann. Der kam ja nun oft genug vor in diesen Wochen – 1215 Magna Charta-König Johann. Dazu ein Buch über seine Lebensgeschichte, in dem ich schon angefangen habe zu lesen. Sehr spannend! Und Gail hat mir eine Mappa Mundi aus ihrer Heimat Hereford als Poster geschenkt und ein Seidentuch mit der Magna Charta von Hereford. |
Mittags bin ich nochmal rüber nach Tewkesbury gefahren. In der Abteikirche war gerade Gottesdienst zu Ende. Das scheint ein wenig anderer Gottesdienst dort zu sein, als in Evesham. Es roch heftig nach Weihrauch und es lag auch noch der Dunst in der Kirche. Man sah von einem Ende zum anderen ein wenig durch Nebel hindurch. |
Vor der Kirche dieses Schild. „Bank Holiday“ ist die Bezeichnung für einen, wir würden sagen, staatlichen Feiertag. Mir war schon zu Ostern aufgefallen, dass sogar kirchliche Leute den Ostermontag „bank holiday“ nennen statt „Easter Monday“. Und hier steht nicht „Pfingstmontag“, sondern „May Bank Holiday Monday“, also Maifeiertagsmontag für eine kirchliche Ankündigung. Das klingt ein wenig wie die „geflügelte Jahresend-Puppe“, die uns die DDR-Regierung mal als Weihnachtsengel verkaufen wollte. |
In Wiki kann man die Geschichte nachlesen. Bis 1834 haben die Banken an 33 Heiligentagen keine Geschäfte gemacht – daher Bank Holiday. Denn Bankgeschäfte waren immer anrüchig und man hatte lange das Gefühl, dass man an Heiligentagen die Finger davon lassen sollte. Außerdem gaben Bank Holidays Schuldnern eine Atempause. Denn auch Schulden mussten an dem Tag nicht bezahlt werden. An 33 Tagen im Jahr haben Banken beschlossen, barmherzig zu sein. Bis 1834. Da hat man die Tage plötzlich auf vier reduziert: Maifeiertag (1. Mai), Allerheiligen (1. November), Karfreitag und Weihnachten (25. Dezember). Schließlich wurde die Liste auch wieder aufgestockt. Aber 1971 wurde der vierte Maimontag zum Feiertag erklärt und ersetzte damit den Pfingstmontag. Dass beides dieses Jahr zusammen fällt, ist Zufall. Es ist schon ein verzwicktes Ding. Staatskirche heißt nicht, dass die Kirche viel Einfluss hat. Und Trennung von Kirche und Staat, wie wir sie in Deutschland haben, heißt nicht, dass die Kirche nichts zu sagen hat. Bei uns gibt es nur zwei staatliche Feiertage; alle anderen öffentlichen Feiertage sind vom Kirchenkalender bestimmt. | Tewkesbury Abbey. Der Grill im Fußboden ist kein Heizungsschacht. Da geht es in eine Gruft. Und in der ist George Plantagenet, Herzog von Clarence begraben. George war der Bruder von Richard III. und war 1478 vom ältesten Bruder der beiden, König Edward IV. wegen Hochverrat hingerichtet worden - der Legende und Shakespeare nach durch Ertränken in einem Fass Kanaren-Wein. Ob das stimmt, weiß man nicht. Aber da unten liegt er begraben - zusammen mit seiner Frau Isabel Neville. Er war 28 Jahre alt. Sie ist zwei Jahre vor ihm mit 25 Jahren an einer Krankheit gestorben. |
Das ganze Lokal ist vollgestopft mit alten Dingen | Gegenüber der Kirche ist ein kurioser Tearoom, da hab ich was zu Mittag gegessen. Ein Tearoom ist vergleichbar mit einem Café in Deutschland, aber nicht ganz. Es gibt Tee – und heutzutage (mehr und mehr trinkbaren!) Kaffee. Wenn man einen Cream Tea will, wird man heute gefragt, ob man den Cream Tea mit Tee oder mit Kaffee will – müsste das dann nicht heißen: Cream Coffee? Es gibt die traditionellen Kuchen. Aber mittags gibt es immer auch leichtes Essen – immer eine Sorte Suppe (Soup of the day) und eine Auswahl an Sandwiches, Folienkartoffeln etc. |
Trotz des berühmten englischen Fünf-Uhr-Tees, machen klassische Tea Rooms um fünf Uhr zu. Bestellt wird am Tisch. Bezahlt wird aber am Tresen, bevor man geht. Dieser Tea Room in Tewkesbury war ganz auf altmodisch gemacht – ich finde ihn nicht unbedingt schön, aber originell. Und die Wirtsleute sind nett und das Essen gut. | Sogar die Limonade hieß nostalgisch. Hat gut geschmeckt. Nach Kräutern und Zitrone - quietschsauer. |
PS: Das ist noch nicht ganz das Ende dieses Blogs – morgen gibt’s noch einen kleinen Nachschlag.