Teil V der Bildungsreise „England auf die Schnelle“: Stonehenge. Anne und ich waren 1997 schon einmal da. Und ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich doch beeindruckt war. Es wird einem schon ein wenig ehrfürchtig zumute, wenn man die Steine zum ersten Mal sieht. Überraschend klein erscheinen sie, eigentlich ganz unspektakulär. Ein Dom macht auf den ersten Blick mehr her. Seitdem wir dort waren, hat man das Drumherum geändert. Früher lag Stonehenge wie in einer Astgabel eingeklemmt zwischen zwei stark befahrene Straßen. Jetzt haben sie immerhin eine von beiden stillgelegt. Auf der anderen gibt es in beiden Richtungen stockenden Verkehr. Weil die Autofahrer eben doch langsam fahren und gucken. Aaahhh!! Stonehenge!! Ich bin selber schon viele Male hier vorbeigefahren und mir ging es genauso. |
Außerdem haben sie den Eingang zwei Meilen weit weg verlegt. Dort wurde ein neues Besucherzentrum gebaut mit einem ziemlich guten Museum. Der Einfachheit halber haben sie das Museum auf Englisch gestaltet. Des Englischen nicht Mächtige können sich die Texte per Audioguide anhören. Das vermeidet Text-Wust auf den Tafeln. Denn: Das Publikum hier ist international. Viele Reisegruppen. Eine kam von einem Kreuzfahrtschiff und hatte offenbar nur einen Tagesausflug hierher gemacht. Das ist nicht der typische Ort für einen englischen Familien-Feiertags-Ausflug. |
Annes Londoner Freund Peter hatte uns nämlich gewarnt, an einem Feiertag (der erste Montag im Mai ist in Großbritannien Feiertag) nach Stonehenge zu fahren. 1. Verkehr und 2. Andrang in Stonehenge selbst. Die Befürchtung war vollkommen unbegründet. Hier kommen eher die Touristen her, für die sowieso alles Feiertag ist. Außerdem hatten wir im Internet vorgebucht. (Da ist die Karte ein Pfund billiger!) |
Und man hat keine Ahnung, wozu die Anlage gebaut worden ist. Man hat ja einmal angenommen, es wäre ein Kult- und Opferort der Druiden gewesen. Das stimmt nicht. Verleiht aber dem Ort bis heute seinen Glanz und seine mysteriöse Aura, vor allem unter diversen Esoterikern und Neuheiden. In Wirklichkeit war es so, dass irgendwann jemand die Theorie aufstellte, dass die Steine älter als die Römer sind. Und was kannte man vor den Römern? Die Druiden. Also… |
Vögel nisten in den Steinen. Sie haben ihre Ruhe da drinnen! Denn: Menschen dürfen nicht in den inneren Kreis. Erstens weil sie unvernünftig sind. Zweitens, weil die Millionen, die da jedes Jahr durchmarschieren, selbst wenn sie gaaanz vorsichtig sind, den Boden zerstören würden. | Unter den Theorien hat mir eine besonders gefallen: Stonehenge bilde eine Einheit mit „Woodhenge“ ein paar Meilen weiter. Das war eine Ansiedlung am Fluss. Dort hat man Anzeichen für eine ähnliche Anlage gefunden, aber aus Holz gebaut. Und ein Forscher aus Madagaskar kam nach Stonehenge und sagte: „Das ist doch ganz klar. Aus Holz hat man für die Lebenden gebaut. Aus Stein für die Toten. Das ist eine Parallelwelt. Zwei Dörfer, eins für die Lebenden und eins für die Ahnen.“ Um Stonehenge herum hat man denn auch Gräber und menschliche Aschen gefunden. Aber – man weiß es nicht. Wir haben nur die Steine, nichts dazu. |
Mittag essen waren wir in einem kleinen Pub in der Nähe. In Upper Woodford. Wie der Name schon sagt, gibt es auch noch Lower Woodford. Und Middle Woodford. Übersetzt: Ober-, Mittel- und Unterwaldfurt. Darüber haben wir, Anne und ich, uns schon vor 17 ½ Jahren amüsiert. Das klingt so wie Oberammergau und Unterammergau… Dort gibt es einen Pub am Fluss, der Avon heißt. Das ist aber nicht „Shakespeares Avon“ wie in Stratford und Evesham. Den Flussnamen gibt es öfter. Avon heißt einfach Fluss auf walisisch. |
In dem Pub haben wir damals auch gegessen. 1997 musste man beim Bestellen noch seinen Namen angeben. Und wenn das Essen fertig war, rief ein scheppernder Lautsprecher den Namen in den Biergarten über die Straße und man konnte sich sein Essen abholen. Heute haben sie es einem gebracht. (Bestellt und im Voraus bezahlt wird es aber – wie in Pubs üblich – am Tresen. Und seine Getränke nimmt man sich selbst mit an den Tisch.) |
Übrigens: Das Wetter ist wie gehabt. Tagsüber Sonne, nachts Regen. Gut gemacht – wer immer dafür verantwortlich ist. Für morgen würden wir das bitte noch einmal so bestellen, damit die beiden es leichter haben auf der Heimfahrt.