Heute ist der Raps erblüht. Wirklich. Gestern waren die Felder noch nicht so gelb. Das hier ist Herefordshire. | Gael hat gesagt, Andrew hat gesagt, sie soll mal einen Tag mit mir verbringen. Andrew sagt, das hat er nicht gesagt. Wie auch immer. Gael ist die Sekretärin des PCC (GKR). Und Andrew fand offenbar, dass es für mich interessant ist, auch einmal mit ihr zu sprechen über ihre Sicht der Dinge in der Gemeinde. Also hat Gael mich heute ausgeführt, einen ganzen Tag lang. Nebenbei habe ich auch erfahren, was eine PCC-Sekretärin macht. Sie führt Protokoll bei den Sitzungen und erledigt alle Korrespondenz für den PCC. Also Briefe an den Gemeindekirchenrat kommen auf ihren Tisch und wenn der Gemeindekirchenrat jemandem schreiben will, dann erledigt sie das auch. Eine PCC-Sekretärin muss nicht, kann aber Mitglied im PCC sein. Gael ist seit der Gemeindeversammlung am Samstag auch Mitglied. |
Ansonsten ist sie in Ross-on-Wye geboren, hat zwei Kinder, 32 und 41, ist Witwe, von Beruf Arztsekretärin und fährt einen weiß-grünen Mini. Und wir haben einen schönen Tag verbracht, an dem sie mir ihre Heimat gezeigt hat. Ross-on-Wye liegt an der Grenze nach Wales in der schönen Grafschaft Herefordshire. Das spricht man zu meiner großen Überraschung nicht „Herfordshire“, sondern „Herrefordshire“. | Gaels Auto |
Und sie besitzt zwei andere Schätze: ein Exemplar der Magna Charta und die „Mappa Mundi“. Von der Magna Charta existieren in verschiedenen Fassungen einige Exemplare. Die in Hereford ist eine Abschrift aus dem Jahr 1217, also zwei Jahre nach der ersten Anerkennung der Charta durch den König. Sie sieht harmlos aus, ein Stück Papier, nicht viel größer als DIN A 3, eng beschrieben, sehr unspektakulär und doch mit so großer Wirkung. | Das Grab von Thomas de Cantilupe, Bischof von Hereford, der sich in den Auseinandersetzungen um die Magna Charta mutig dem König entgegen gestellt hat. |
Und die Mappa Mundi ist, wie der Name sagt, eine Weltkarte, aber eine der besonderen Art. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und zeigt die Welt nicht so, wie wir sie darstellen würden. Es ist eher eine theologische Geographie. Denn im Mittelpunkt der Welt liegt natürlich – Jerusalem. Darum gruppiert sich alles. Auch der Garten Eden ist Teil unserer Geographie – nur von einem Feuerwall umgeben. Und – ganz am Rand der Welt – das, was heute Deutschland ist. Man erkennt die Städte Magdeburg und Bremen, welches interessanterweise gleich neben Aberdeen in Schottland liegt. Außerdem gibt es die Flüsse Rhein, Ems, Weser, Elbe und Oder. |
Über dem Altar in der Kathedrale von Hereford hängt dieser Leuchter. Er sieht wie eine Krone aus – entweder eine Dornenkrone oder eine Königskrone, wie man will. In der Krone sind Kerzen. Eigentlich würde man ja irgendwie zwölf erwarten. Aber es sind vierzehn. Entweder ist das Zufall oder es hat eine Bewandtnis. Im Hebräischen gibt es keine Ziffern; Zahlen werden als Buchstaben geschrieben. D ist eine vier; W ist eine sechs. Also ist die Quersumme von DWD – vierzehn. Und DWD heißt DAWID, also David. |
Außerdem wird auch in Hereford Cathedral des 800. Jahrestages der Magna Charta gedacht, natürlich. Dazu hängen zwischen den Säulen Auszüge aus der Charta in kalligraphischer Schrift. Dieser hier besagt: Niemand darf verfolgt werden, ohne dass Beweise vorliegen. No prosecution without evidence - Keine Strafverfolgung ohne Beweise. |
Zum Schluss hat mich Gael noch in einen Dorfpub eingeladen. Der hatte noch zu, als wir kamen. Also hatte ich Zeit, mich noch in der kleinen Dorfkirche von Woolhope umzusehen. Dort habe ich die Kniekissen bewundert. Das sind liebevoll bestickte Kissen. Sie zeigen oft heimatliche Bilder. Sehr selten christliche Motive. Hier war man offensichtlich sehr beflissen, die verschiedenen Thronjubiläen der Königin gebührend zu würdigen. |