Es wurde sehr viel geweihräuchert. Ich rieche das gerne. Aber leider bin ich ein bisschen allergisch dagegen, so dass das Vergnügen geteilt ist. Eigentlich geht es mir mit dem ganzen Gottesdienst so. Zum einen finde ich es schön. Die Knaben singen wieder bezaubernd. Das Evangeliar wird in kunstvoller Choreographie in die Mitte getragen und verlesen. (Allein das braucht fünf Personen Personal! Und jeder Schritt muss sitzen.) Zum anderen: Wenn ich mich umschaue, merke ich, das hier ist eine reiche Gemeinde. Hier kommt man nur hin, wenn man selbstsicher im Leben steht. Ansonsten hätte man vermutlich ständig das Gefühl, was falsch zu machen. Unkompliziert ist der Zugang nicht. Schön anzuschauen, aber nicht zum Mitmachen gedacht.
Dann hab ich mich ins Auto gesetzt und bin zurück nach England, nach Birmingham. Es gab noch einen Film: „Grand Budapest Hotel“. Sehen wollte ich den Film vor allem, weil er in Deutschland gefilmt ist, in Görlitz. Dort gibt es ein Jugendstil-Kaufhaus. Vor ein paar Jahren war ich da drin und habe damals schon gesehen: Oje, das hält sich nicht mehr lange. Ein wunderschönes Gebäude, ein architektonisches Meisterwerk. Aber die Geschäfte darin alles Billigmarken à la KiK und Pfennigpfeiffer. Mittlerweile ist das Kaufhaus zu, weil pleite. Aber das Gebäude muss natürlich bleiben, es steht unter Denkmalschutz. Für ein paar Wochen diente es als Innenbereich des „Grand Budapest Hotel“. Außerdem habe ich den Dresdner Zwinger als Drehort erkannt. Hinterher lese ich nach, dass auch in der Sächsischen Schweiz und in Zwickau gedreht worden ist. Hauptdarsteller ist Ralph Fiennes (Voldemort). Außerdem Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Hervey Keitel, Jude Law, Bill Murray…
Die Handlung ist surreal. Also irgendwie ist es keine Handlung. Naja, es gibt eine Handlung, aber die ist nicht so wichtig. Es sind Szenen. Verrückte Dialoge. Groteske Einfälle. Im Abspann lese ich: Der Film sei gedreht nach Szenen von Stefan Zweig. Ja? Da würde ich ihn mir am liebsten gleich noch mal anschauen. Also entweder habe ich die falschen Sachen von Zweig gelesen oder es ist einfach zu lange her. Ich lese nach: Es geht um die Geschichten „Ungeduld des Herzens“, „Die Welt von Gestern“ und „Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben einer Frau“. Die letzten beiden habe ich gelesen. Es ist zu lange her. Also am besten noch mal Zweig lesen und ein zweites Mal ins Kino. Gefallen hat mir der Film. Bei dieser Sorte darf man den Kopf nicht zu viel anstrengen, man muss sich einfach in die Bilderwelt stürzen. Dann macht es großen Spaß. „Grand Budapest Hotel“ hat schon fünf BAFTAs und einen Golden Globe gewonnen. Der Film ist für sieben Oscars nominiert – heute Nacht werden sie verliehen, die Oscars.