Und wieder geht der normale Rhythmus weiter. Es ist Mittwoch, es gibt Mystik mit Helen nach dem Frühstück. Heute reden wir über Teresa von Avila. Sie hat von 1515 bis 1582 gelebt, war also 30 Jahre jünger als Luther. Sie war mit verantwortlich für die katholische Reformation. Ja, so was soll es gegeben haben – auch wenn ich davon noch nie gehört habe. Es hat echte Reformen gegeben, die genau die Übel bekämpft haben, gegen die Luther angegangen ist, angefangen beim Ablasshandel. Die Reformen blieben aber im Wesentlichen auf Spanien beschränkt. |
Teresa hat ihren Weg in ein Bild gefasst und das ist auch der Titel ihres Buches: „Moradas del Castillo Interior“, in deutscher Übersetzung „Wohnungen der Inneren Burg“. Sie sieht ihren Weg als ein Wandeln durch eine große Burg. Wenn man im Internet Bilder von Avila googelt, bekommt man einen Eindruck, was sie da vor Augen gehabt haben mag. In der Burg sind Wohnungen, sieben an der Zahl. Dabei ist „moradas“ ein eher vornehmer Ausdruck für Wohnungen, „Gemächer“ wäre vielleicht ein gutes deutsches Wort. Teresa beschreibt ihr inneres geistliches Wachstum als ein Durchschreiten, Verweilen und Weiterziehen durch diese sieben Wohnungen: „Du musst dir die Seele nicht als unbedeutend und belanglos vorstellen, sondern als eine innere Welt, die eine Reihe wunderschöner Wohnungen enthält, die du gesehen hast, denn im Zentrum der Seele ist eine Wohnung für Gott selber reserviert.“ Im Innersten dieser Burg wohnt – die ganze Zeit – Gott. In der letzten Wohnung ist sie bei ihm angekommen, was aber vor allem bedeutet, dass sie bei sich selbst angekommen ist.
Beichtväter haben ihr im Laufe ihres Lebens einreden wollen, dass sie verrückt ist. Man hat Versuche unternommen, sie zu zähmen. In der Sprache der damaligen Zeit hieß das, dass sie vom Teufel besessen sei. Sie hat aber immer gespürt, dass das, was sie erlebt und denkt, zutiefst wahr ist. Und man darf sich nicht vorstellen, dass sie etwa den ganzen Tag in der Kirche gekniet und zurückgezogen gebetet hätte. Sie hatte Visionen und ekstatische Erlebnisse. Natürlich war sie ein bisschen verrückt, aber wer sagt, dass das etwas Schlechtes ist? Den größten Teil ihres Lebens stand sie aber mit beiden Füßen sehr wohl auf der Erde. Sie war die Chefin ihrer Ordensgemeinschaft, hatte sich mit dem ganzen banalen Kram rumschlagen müssen – wo das Geld herkommt zum Beispiel, wie sie Konflikte nach außen und innen managt.
Teresa kommt zu dem Schluss, dass es wichtig ist, darauf zu achten, wie sich etwas anfühlt. Sie ist überzeugt, dass die Seele spürt, was echt ist und woran festzuhalten sich lohnt.