Edward Elgar? Kennen wir, nicht wahr? Last Night of the Proms? Die „Proms“, das ist die Abkürzung für „Promenadenkonzerte“, eine BBC-Konzertreihe, ähnlich dem MDR-Musiksommer. Und „The Last Night“ ist das alljährliche Abschusskonzert mit festen Ritualen. Ort: Royal Albert Hall London (einmal war ich auch in der riesig großen Konzerthalle – aber zu einer Aufführung des Cirque de Soleil). Und im Finale the same procedure as every year: Pomp and Circumstance wird gespielt und gesungen – mit dem patriotischen Text „Land of Hope and Glory“ („Land der Hoffnung und des Ruhmes”). Der Edward Elgar also. Der stammt hier aus der Gegend.
Sein Geburtshaus ist heute Museum, natürlich mit Museums-Shop. Dort habe ich mir eine CD gekauft, die da heißt: „THE ELGAR EXPERIENCE – 34 Glorious Tracks from England’s Greatest Composer“. Bitte: Ich habe die CD trotz ihres Titels und trotz des Covers gekauft. Denn die Musik auf den beiden CDs ist wunderbar. Titel und Cover sind so kitschig, das kann nur für amerikanische Touristen gemacht sein. (Der Mann an der Kasse hat mir erzählt: „Neulich hatten wir zwei Busse Amerikaner hier…“ Er hat nicht gesagt: „Wir waren froh, als die wieder weg waren.“ Aber es klang so.) | Autsch. So ein Cover sollte verboten werden. |
Fahrräder waren zu Elgars Zeiten eine relativ neue Erfindung. Mit so einem Hobby fiel man auf. | Aber wie gesagt, die Musik mag ich sehr. Natürlich ist Pomp und Circumstance drauf, aber das ist ja nun bei weitem nicht der ganze Elgar. In der Ausstellung habe ich gelernt: Obwohl er als Inbegriff von Britisch-Sein gilt und schon zu Lebzeiten gefeiert, geehrt und geadelt worden ist – er selber hat sich nie wirklich zugehörig gefühlt. Und das aus gutem Grund. Erstens war er ein Landei aus der Provinz. Eine kurze Zeit hat er in London gelebt, aber das ist ihm nicht bekommen. Zweitens hatte er keine formale Bildung, ist bis zum 15. Lebensjahr zur Schule gegangen und war ansonsten Autodidakt. Die Universität Cambridge hat ihm später einen Ehrendoktor verliehen. |
Geboren ist er in Lower Broadheath bei Worcester (deutsch wäre das: Unterbreitheiden, und genau wie es klingt, so ein idyllisches Nest ist es auch). Seine Familie war erst kurz vor seiner Geburt dorthin gezogen, weil das Haus in Worcester, in dem sie vorher gewohnt hatten, abgerissen wurde, um Neubauten Platz zu machen. Und er hat auch nur zwei Jahre dort gewohnt, bevor sie wieder nach Worcester gezogen sind. Irgendwie muss er sich seines Ruhmes doch ein bisschen bewusst gewesen sein. Denn er hat verfügt, dass nach seinem Tod ein Elgar-Museum in Lower Broadheath, in seinem Geburtshaus, eingerichtet werden soll. Und so hat das seine Tochter dann auch gemacht. | Elgars Geburtshaus |