Wir hatten ein ganz nettes Gespräch. Gestern hatte er ein Treffen mit einem Teil der „Magdeburg-Gruppe“. Die haben ihm von mir berichtet. Ich hätte sie durcheinander gebracht. Sie denken, sie dürfen sich jetzt nicht mehr Magdeburg nennen…
City Hall am Victoria-Platz | Und dann flog er wieder weg und das Wetter war schön und ich dachte, guckst doch mal, wie es in der entgegengesetzten Richtung vom Bullring aussieht. Da kommt man an der City Hall vorbei. Dort gibt es Konzerte aller Art – von Jazz bis Klassik. Vielleicht gehe ich im März da noch mal hin. Und dahinter ist der Centenery Square (Jahrhundert-Platz, 1989 so benannt – 100 Jahre, nachdem Birmingham den Status einer City, einer Großstadt, erlangt hat). |
Dort fallen drei goldene Herren auf. Es sind Matthew Boulton, James Watt und William Murdoch. Den mittleren kennt man – von der 60-Watt-Birne oder der Kilowattstunde. Der Erfinder der Dampfmaschine stammt nicht aus Birmingham, sondern wurde in Greenock in Schottland geboren! Mit 38 Jahren, 1774, hat es ihn nach Birmingham verschlagen und er hat mit dem Herrn links, mit Matthew Boulton, eine Firma gegründet. Boulton war ein Industrieller und in Birmingham geboren. „Boulton & Watt“ war eine der ersten Fabriken in Europa, die 120 Jahre Bestand hatte und alle möglichen billigen Industrieprodukte aus Metall hergestellt hat. Boulton und Watt haben sich sozusagen in ähnlicher Weise zusammen getan wie (100 Jahre später) Carl Zeiss und Ernst Abbé in Jena. Der eine hatte die Firma, der andere das Know-how. |
Das Internet erzählt mir, Einheimische würden das Denkmal „The Golden Boys“ (Die Goldenen Jungs) nennen – oder „The Carpet Salesmen“ (Die Teppichhändler). Was da aufgerollt ist, ist aber der Zeichnungsplan für eine Dampfmaschine. | William Murdoch rechts hat nichts mit dem Medien-Mogul zu tun; Rupert Murdoch ist Australier. (Murdoch ist einfach ein weitverbreiteter schottischer Name.) William Murdoch war 25 jünger als die beiden anderen, Ingenieur bei Boulton & Watt und wieder ein gebürtiger Schotte. Er war ein Pionier der städtischen Gasbeleuchtung und prägte den Begriff Gasometer (damit ist der Gaszähler gemeint, nicht die großen runden Dinger, die Gasbehälter sind und auch Gasometer genannt werden). So stehen also in Weimar die beiden Dichterfürsten, in Jena der Gründer der Universität - und hier die drei Männer, die den Anfang der Industrialisierung gesetzt haben, wodurch Birmingham geworden ist, was es ist. |
Und wenn man sich dann von den goldenen Jungs abwendet sieht man direkt gegenüber ein Gebäude und fragt sich: Was ist denn das? Das ist die neue Stadt-Bibliothek, die Library of Birmingham. Sie wurde erst im September 2013 eröffnet. Michael, unser Bibliothekar in Queen’s hat mir gesagt, die Bibliothek und das Museum seien das einzig Sehenswerte in Birmingham. (Michael liebt das Landleben.) Aber er hat Recht, dass die Bibliothek sehenswert ist. Von außen sieht sie ein bisschen ulkig aus, ein wenig wie Legoland. |
Innen ist es ein wunderschöner Raum, nein, viele Räume, die übereinander und ineinander verwoben sind. Ein "People‘s Palace", ein Palast des Volkes soll die Bibliothek sein, sagt ein Stadtrat auf der Homepage der Bibliothek. Und sie war jedenfalls an diesem Dienstagnachmittag gut besucht, vor allem von sehr vielen jungen Leuten. Von den Terrassen aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Innenstadt. Die Rolltreppen - es gibt mehrere - sind blau beleuchtet. Das ist ein Anklang an die vielen Kanäle, die Birmingham durchziehen. Birmingham soll mehr Kanäle als Venedig haben, sagt Sam. |
Von außen hat man versucht, das Gebäude in die beiden Nachbargebäude aus den 30er und den 60er Jahren einzuordnen. Es soll die Geschichte und die Zukunft Birminghams vereinen. Ich habe mich gefragt, was die Idee für die runden Dinger außen sein könnte. Im Internet bin ich fündig geworden. Die (holländische) Architektin hat an Gasometer gedacht. An die Stahlkonstruktionen dieser runden, turmhohen Gasbehälter, die manchmal in Industrielandschaften rumstehen – heute meistens mit Denkmalstatus… |
Zurück zum Bahnhof New Street (von Queen’s in die Innenstadt könnte man Bus fahren; viel schneller geht es mit der Eisenbahn für £2,20 hin und zurück) kam ich wieder über den Victoria-Platz. Zu Hause lese ich nach, dass die Statue der Königin von William Bloye ist, der auch die Goldenen Jungs geschaffen hat. Die Victoria-Statue allerdings hat er nicht erfunden; sondern in Bronze nach einer älteren Londoner Marmor-Statue gegossen. |
Aber als Stadt ist Birmingham viel bunter als ich gedacht hatte.