Gründonnerstag in Evesham bedeutet ein Abendmahls-Gottesdienst frühmorgens um 10 – was aber mehr Zufall ist. Und am Abend ein „alternativer“ Gottesdienst „zur Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu“.
Dass am Gründonnerstag 10.00 Uhr ein Gottesdienst ist, liegt nicht an dem Feiertag, sondern daran, dass Donnerstag ist. Da ist immer 10.00 Uhr ein Gottesdienst. Also auch heute. Man sitzt in einer Runde um einen Seitenaltar (nächste Woche mache ich mal ein Foto – hab ich heute vergessen). Und wenn es an die Predigt geht, setzt sich Andrew in die Mitte und man kommt ins Gespräch. Und es sind tolle Leute da, die wirklich mitreden wollen und es auch tun.
Normalerweise wären die Texte des letzten Sonntags dran (was auch eine Gelegenheit der Predigt-Nachbesprechung wäre). Heute waren es natürlich die Geschichte vom Passah aus 2. Mose und Johannes 13, die Fußwaschung, also die Lesungen, in denen es um Gründonnerstag und das Abendmahl geht.
Eine Frage kam aus der Gemeinde: Warum war es so wichtig, dass die Israeliten an ihrem letzten Tag in Ägypten ungesäuertes Brot essen? Das kommt in der Lesung vom Passah in der Tat ständig vor und es klingt, als müsste das wirklich eingeschärft werden, weil es so wichtig ist. Andrew brachte eine Erklärung, die mir neu war, aber sofort einleuchtend. „Gesäuertes Brot“ machte man damals nicht mit schicker Trockenhefe aus TESCO (oder REWE). Sondern der „Sauerteig“, das war eher das, „was man auf der Marmelade vorfindet, wenn sie zu lange steht“. Es geht also um Reinheit. Ungesäuertes Brot ist reines Brot.
Und so gäbe es zu der Geschichte von Auszug eine Gegengeschichte im neuen Testament, wo das Reich Gottes verglichen wird mit einem Sauerteig. Da ist das Reich Gottes gerade nicht rein. Das Reich Gottes ist nicht koscher. Aber es ist genug für alle da, weil der Sauerteig für Vermehrung sorgt. Tatsächlich muss es sich dabei um so etwas wie Hermann-Teig handeln. Kennt man, nicht wahr? Den Hermann muss man mit Mehl füttern. Dann geht er auf und man kann davon einen Kuchen backen. Man muss aber ein bisschen Hermann aufheben, damit man wieder füttern kann. So ist das Reich Gottes – hab ich noch nie drüber nachgedacht. Es war ein erfrischender Gottesdienst, einer wo einem Herz und Sinn aufgehen können.
Der zweite Gottesdienst zum Gründonnerstag war gestaltet von der Missionarin Sarah mit Team. Wieder war eine lange Tafel aufgebaut, auf der ein schlichtes Mahl vorbereitet war. Der Gottesdienst begann mit Gebeten nach einer Ordnung aus der schottischen Iona-Kommunität. Darin hieß es dann etwa in der Mitte: „Schmeckt und seht, dass Gott gut ist.“ Und dann konnten wir weiter lesen: „The Sharing“ – „Das Teilen“. Gesagt wurde aber: „Tuck in“ - „Haut rein“. Das war mir dann als „Agape“- also Gemeinschaftsmahl doch ein bisschen dünn. Aber wieder: Es geht hier nicht um mich. Es waren ziemlich viele Leute da, fand ich. Also, wenn in Eisenberg so viele zum Gründonnerstag kämen, wäre ich froh. |
Aber: Es war ein Gottesdienst, an dem wieder kein Pfarrer mitgewirkt hat, den Menschen aus der Gemeinde gefeiert haben - und das ist etwas sehr Wertvolles. Und wäre ich Pfarrerin hier, ich würde das Pflänzchen hegen und pflegen und sehr, sehr vorsichtig sein, es mit Kritik kaputt zu machen.
Abends hab ich dann noch die Wahldebatte verfolgt, jedenfalls die letzten 30 Minuten. Die sieben Spitzenkandidaten haben zwei Stunden debattiert. Also Konservative, Liberale (die zurzeit in Koalition regieren), Labour (die gerne mal wieder regieren möchten), Rechtsaußen UKIP, sowie Grüne und die beiden nationalen Parteien aus Schottland und Wales. Mein Eindruck in Kürze: Cameron, Clegg und Miliband: Blabla blabla blablablabla. UKIP: Schuld an allem sind die Einwanderer, vor allem aus Osteuropa. Alle Probleme lösen sich, wenn wir unsere nächsten Nachbarn wieder loswerden (also aus der EU austreten) und uns wieder auf die Länder besinnen, die uns über Jahrhunderte nahegestanden haben (das hat er wirklich so gesagt) – nämlich der Commonwealth. Kurz also: Austritt aus der EU, zurück zum Empire. Die Debatte gewonnen haben für mich die drei anwesenden Frauen: Nicola Sturgeon (Scottish National Party), Leanne Wood (Plaid Cymru - Wales) und Natalie Bennett (Grüne). Insbesondere die Schottin war Klasse. Auf der BBC-Website lese ich, dass sie nach Umfragen die Debatte auch gewonnen hat – gefolgt allerdings von der UKIP. 20% der britischen Zuschauer fanden ihn am überzeugendsten. Autsch.