Das Hotel wird von einer rumänischen Großfamilie geführt. Opa wird in der Rezeption vor dem Fernseher geparkt. Oma macht ein bisschen Rezeption. Ansonsten arbeiten die Enkel(innen). Für Frühstück (und vermutlich Saubermachen) sind asiatische Unter-Sklavinnen angeheuert, die sehr viel lächeln. Das Frühstück steht nach 40 Sekunden auf dem Tisch. Geht gar nicht für Englisches Frühstück! Das ist Fast Food. Not very Britsh das alles. Allerdings very London. London ist international. Bei der Volkszählung 2001 waren nur 73 % der Einwohner in Großbritannien geboren (was nicht heißt, dass sie weißer Hautfarbe sind), 5% in Europa (das dürften nach der Osterweiterung der EU heute erheblich mehr sein), 22 % im Rest der Welt. Hier sieht man alle Haut- Augen- Haar- und Bartfarben, die der Herr sich hat einfallen lassen. Und noch ein paar mehr. Wenn jemand lila Haare mit grünen Punkten hat, schert das auch keinen. Immerhin ist das Hotel blitzsauber, was man von englisch geführten Hotels in London meist nicht behaupten kann. Das Zimmer ist gemütlich, das Bett bequem, was will ich mehr.
Zwei weitere Dinge sind passiert, die darauf hindeuten, dass ich wohl ein bisschen bleiben werde. Ich habe mir bei Café NERO eine Bonuskarte geholt. 12 Kaffees, der 13. ist kostenlos. Café NERO ist eine Kette, die mit dem Slogan wirbt: Der beste Kaffee diesseits von Milano. Das ist wahr. Darüber hinaus ist es der einzige genießbare Kaffee in Großbritannien (darf ich zukünftig UK – United Kingdom – schreiben?). Bisher hat sich die Bonuskarte nie gelohnt für mich. Aber dieses Mal werde ich es schon auf 12 Kaffee bringen, oder? |
Gestern Abend stand ich auf dem Balkon von Tate Modern und schaute über die Millennium Bridge auf St Paul’s. Und fühlte mich so vertraut hier, gar nicht wie im Ausland. Als würde ich hierher gehören. Und dennoch werde ich - natürlich - zurückkommen. Wie „ekel, schal und flach und unersprießlich“ (um mit Hamlet zu sprechen) wäre das Leben doch, trüge man nicht eine Sehnsucht im Herzen mit sich herum. Aber dass ich diese Zeit hier sein darf, das macht mich dankbar und froh. Happy birthday, Kerstin! |