Das kam mir neulich in den Sinn, als ich merkte: Die A44 von Oxford nach Wales führt an Evesham vorbei. Wir sind also exakt diese Straße damals schon mal gefahren.
Ich hab zwar für meine letzte Zeit hier noch einige Pläne. Für heute stand aber nichts im Kalender, also dachte ich, fährst einfach mal los. Navi brauchst du heute nicht. Folgst einfach der A44 nach Westen. Man merkt, wenn man in Wales ist. Die Landschaft wird anders. Es tauchen diese baumlosen Berge auf. Jetzt im Frühling sind sie grün. Mit weißen Punkten. Das sind die Mutterschafe mit ihren Lämmern, die auf den Hügeln herumkraxeln und nach Futter suchen oder in der Sonne schlafen. |
Anne hat damals gesagt: „Hier ist ja langweilig! Hier kann man ja nur gucken!“ Womit sie immerhin zu erkennen gegeben hat, dass sie die Schönheit der Szenerie durchaus bemerkt. Aber das war, bevor sie das Fotografieren entdeckt hat. Oder wie sie selber wahrscheinlich sagen würde: „Da war ich doch noch jung!“ (Außerdem gab es damals im August keine kleinen Lämmer.) |
Und da fahr ich so und fahr ich so, immer der A44 nach. Und plötzlich – eigentlich hatte ich gar nicht vor, so weit zu fahren – plötzlich war ich am Meer. In Aberystwyth, wo ich, bei kälterem Wetter und Regen, im Februar schon war. Mittlerweile hatte ich auch Hunger und hab mich also an der Strandpromenade in ein walisisch-italienisches Restaurant gesetzt. |
(Ich sag doch, die Briten entdecken das Kochen. Das war ein durch und durch walisisches Restaurant mit zweisprachiger Karte, aber italienischer Küche.) Es gab Bruschetta mit walisischem Käse, der heißt Hafod und zum Nachtisch so eine Art Pfirsichsorbet … Das hier ist nicht mehr Aberystwyth, sondern (nach dem Essen) ein benachbartes Küstendorf namens Borth. |
Dann war ich noch in einem süßen kleinen Museum. Leider konnte ich mich nur kurz umgucken, weil der nette Museumswächter zumachen wollte. Untergebracht war es in einem ehemaligen Theater. Wieder mal ein Museum, das deutlich von Laien gemacht wurde. Aber dieses Mal (nicht wie in Evesham oder Tewkesbury) mit ebenso viel Geschmack wie Liebe. |
Und es gab Spuren, dass viel mit Schülern an der Heimatgeschichte gearbeitet wurde. Immer gut. In einer Etage wurden die archäologischen Funde der Umgebung ausgebreitet. In Aberystwyth leben schon sehr lange Menschen. So hat man aus der Steinzeit Pfeilspitzen aus Stein gefunden, mit denen vielleicht Wildschweine gejagt worden sind. Und dann hat man den örtlichen Zeichenlehrer gefragt, ob er das mal aufmalen kann. Da kann man sich das dann auch gleich richtig vorstellen. (Vielleicht war es auch nicht der Zeichenlehrer; sah aber so aus.) Aberystwyth 5000 Jahre v.u.Z. |
Rechts, wo die großen Bäume wachsen, das sind die Reste des alten Walls. | In Wirklichkeit war der Deich wohl eher so etwas wie ein Ausgangspunkt für den König von Mercia, von dem aus er weitere Eroberungen Richtung Westen unternahm. Mindestens dreimal in er in dieser Zeit in Powys eingefallen. Er wollte also wohl sichern, was er hat und im Schutz des Walls weiter vordringen. Heute ist Gras drüber gewachsen und der Denkmalschutz bewahrt die letzten Reste vor dem Einsturz. Und die Blue Bells blühen im ehemaligen Wassergraben. |