Es gibt aus dem Jahr 1988 eine Vereinbarung zwischen der EKD, der Evangelischen Kirche in der DDR und der Church of England, die sogenannte Meißner Erklärung. Darin sind freundschaftliche ökumenische Beziehungen verabredet und geregelt. Politischer Hintergrund war natürlich die deutsch-englisches Versöhnung, nachdem wir uns gegenseitig unsere Städte kaputt gebombt haben. Diese Versöhnung ist heute kein Problem mehr. Kniffliger sind da schon die theologischen Fragen. Wie zum Beispiel: Darf eine lutherische Pastorin in einer anglikanischen Kirche das Abendmahl leiten? Das ist wie die Anfrage beim Sender Jerewan. Im Prinzip nein. Aber. Sie darf in einer anglikanischen Kirche ein lutherisches Abendmahl feiern und alle Anglikaner dazu einladen.
In der Praxis war das dann aber nicht so einfach, stellte sich heraus. Was ist, bitte schön, ein lutherisches Abendmahl? Am Ende läuft es darauf hinaus, dass die Reihenfolge der Gebete anders ist – ohne dass das von großartiger theologischer Bedeutung wäre. Also eigentlich hätte ich auch einfach eine anglikanische Liturgie nehmen können, die allein durch meine Person lutherisch geworden wäre. Aber mich haben im Vorfeld so viele gefragt, was denn nun anders bei uns sei. Da hab ich gedacht, na dann zeig ich euch mal wie wir das machen und habe unsere Reihenfolge des Abendmahls einfach ins Englische übersetzt. Was alle durcheinander gebracht hat. Mich, weil der Rest des Gottesdienstes doch anglikanisch war und ich mich daher sehr konzentrieren musste. Und die Gemeinde, weil sie genauso aus dem Tritt gekommen ist.
Anne sind die Schafe am Taufstein von All Saints aufgefallen. Die stammen aus dem Kindergottesdienst. | Und trotzdem war es schön. Sehr schön sogar. Ich hatte Andrew gebeten, das Vaterunser englisch anzustimmen, damit ich mit meiner Familie in Deutsch einstimmen kann. Das war ein schöner (ökumenischer) Moment. Gepredigt habe ich über den Kämmerer aus dem Morgenland, der Abschnitt aus der Apostelgeschichte war heute Lesungstext in der anglikanischen(!) Ordnung. Der Kämmerer wird in der englischen Bibel genauso genannt wie im griechischen Original: Eunuch. Was die Engländer Júhnack aussprechen. Die Engländer haben eine putzige Art, griechische Worte zu verunstalten. Das habe ich ihnen auch gesagt. Da haben sie drüber gelacht. |
Und dann war Mittag. Andrew hat einen Trauerfall in der Familie und also leider keine Zeit gehabt. Also konnten wir frei unseren Nachmittag planen. Freundlicherweise hatten sie den angekündigten Regen auf die Nacht verlegt. Die Sonne schien und es waren 18 Grad. Anne wollte „irgendwohin aufs Land“. Ich in meinem Navi nachgeguckt – ich hab die Orte, in denen ich schon war, dort eingespeichert. Gleich unter „B“ fand sich Baddesley Clinton (siehe 22. März). Da war es doch schön, dachte ich, da führst du sie hin. Und das wurde eine wunderschöne Landpartie. | Na was nun, geht nun die Diversion, die Umleitung nach rechts oder nach links? |
Ich hab „kürzester Weg“ ins Navi eingegeben. Das heißt dann, man wird die ganzen malerischen kleinen Straßen entlang geführt. Und plötzlich entdeckten wir im Wald laute blaue Blumen. Darauf hatte ich schon lange gewartet. Die Blauglöckchen, englisch „bluebells“ waren da! Die hatte ich zum ersten Mal in der Serie „Broadchurch“ gesehen, von der ich schon mal erzählt habe (16. Februar). Da waren die Bluebells ein entscheidender Hinweis zur Lösung des Kriminalfalles. |
Und ich wusste nicht genau, was das eigentlich für Blumen sind. Ich glaube, es gibt sie in Deutschland wirklich nicht. Jedenfalls nicht so in freier Natur wie hier. Höchstens in Gärten. Hier wachsen sie zu einer bestimmten Frühlingszeit wie bei uns die Schlüsselblumen oder die Märzenbecher in Massen im Wald. Und die Leute pilgern an die bekannten Stellen. |
Das war ein schöner Tag. Ein wunderbarer Kontrast zu London gestern. Und „rural England“ (ländliches England) hätten wir hiermit im Programm „England im Schnelldurchlauf“ auch absolviert. Bei der Einfahrt nach Evesham fing es dann übrigens an zu regnen. Und im Moment schüttet es geradezu. Aber morgen soll es wieder besser werden. |