Ich bin in einen Dorf, das heißt Llwyngwril. Oh ja. Wie der Name sagt, liegt es in Mittel-Wales, an der Küste im Snowdonia Nationalpark. Fragt mich nicht, wie das ausgesprochen wird. Zwei Tipps habe ich. Mir hat mal jemand erzählt, dass das (für Walisisch sehr typische) Ll am Anfang als ein Mittelding zwischen Tl und Kl ausgesprochen wird. Und w ist immer u. Da könnt ihr ja mal ein wenig üben. |
Das B&B ist fürstlich – und das obwohl es das preiswerteste in der Gegend war. Das hat oft mit dem Preis nichts zu tun. Das WLAN ist lausig langsam (deshalb werde ich die Galerie-Fotos hochladen, wenn ich wieder in belebteren Gegenden bin). Dafür gibt es ein lustiges Passwort, das sieht aus wie ein walisisches Wort. So ungefähr: LYGQYVKTMWMZGJTQ. Das nenne ich sicher. | Die wunderschöne Landschaft des Snowdonia Nationalparkes |
Auf dem Weg hierhin habe ich in dem kleinen Örtchen Wenlock Station gemacht, weil ich Hunger hatte. Das war noch in England in der Nähe von Shrewsbury. Beim Rumbummeln habe ich eine stattliche Abtei gefunden, die man besichtigen konnte. Natürlich war die Abtei eine Ruine; die meisten ehemaligen Klöster in England sind entweder zerstört oder zu herrschaftlichen Häusern umgebaut. Dass liegt an der englischen Reformation. Die kam ja von oben und nicht von unten wie die in Deutschland und in der Schweiz. |
Und eigentlich war es erst gar keine Reformation, sondern der englische König Heinrich VIII. wollte sich von seiner Frau scheiden lassen, weil er von ihr keinen Sohn bekam. Als der Papst ihm die Annullierung der Ehe verweigert, da hat ihn die deutsche Reformation auf eine Idee gebracht: Er hat sich einfach selber zum Papst gemacht, sich also zum Oberhaupt der Kirche erklärt. Ansonsten hätte, soweit es an ihm lag, alles so bleiben können, wie es ist. Heinrich war eigentlich immer Katholik. |
Der Audioguide in Wenlock Priory lässt auf anschauliche Art „den letzten Mönch“ des Klosters die Geschichte erzählen. Er fragt sich, ob sie die Auflösung ihres Klosters nicht selber über sich gebracht haben. Cromwell hat zu Propagandazwecken die schlimmsten Schauermärchen über die Klöster verbreiten lassen. Aber natürlich waren sie in unsaubere Geldgeschäfte verwickelt und haben sich oft nicht besser verhalten, als jede andere weltliche Macht im Lande. |
Aber die Dinge sind ja nie einlinig. Abgesehen von dem architekturgeschichtlichen Frevel, wirtschaftlich war die Auflösung der Köster oft ein Desaster für die Region, weil sie als wirtschaftliche Zentren und Arbeitgeber fungierten. Die Auswirkungen reichen manchmal bis in die heutige Zeit. Andrew hat mir erzählt, dass die Auflösung des Klosters Evesham zur Bedeutungslosigkeit hat verkommen lassen. Ansonsten hätte es gut sein können, dass heute Worcester in der Grafschaft Eveshamshire liegt und nicht umgekehrt. | Schneeglöckchen auf dem Klostergelände |