Das ist jetzt ein Klischee (aber etwas ist ja immer dran an denen): Methodisten lächeln beim Singen. Sehr auffällig. Die können sich so was in Begeisterung hineinsingen. Und zwar nicht mit modernen Liedern oder Lobpreis oder so was. Nein, die ganzen alten Erweckungsschinken à la Zinzendorf. Ein bisschen befremdlich, aber auch wieder schön.
Im Gottesdienst diese Woche hat eine Pastorin aus Sri Lanka das Abendmahl geleitet. Sie hatte einen „Talar“ an, der war wie ein Sari geschnitten. Also es war ein – weißes – indisches Wickelgewand, aber mit einem Kollarhemd-Kragen, wie ihn unser Superintendent zu offiziellen Anlässen trägt. Sah sehr schön aus.
Im anglikanischen Gottesdienst wird das Evangelium aus der Mitte der Gemeinde heraus gelesen (nicht immer, aber oft; ich glaube, in Deutschland machen das die Katholiken auch). Eine kleine Prozession geht in die Mitte – zusammen mit zwei Menschen, die je eine Kerze halten. Ich finde, das hat was. Obwohl es eigentlich nicht auf diese Lesung beschränkt sein dürfte. Andere Bibelteile gehörten genauso mitten in die Gemeinde. In der Kathedrale hier in Birmingham saß ich ziemlich in der Mitte des Kirchenschiffes und war also nah am Geschehen. Da habe ich den lesenden Diakon dabei erwischt, wie er ins Evangeliar ein Eselsohr knickte, um besser umblättern zu können. Das fand ich dann nicht mehr so feierlich.
„Refreshments“ ist für deutsche Ohren eine irritierende Vokabel. Erfrischungen. In Deutschland wäre das Wasser, Cola, Limo, vielleicht sogar ein Bier – Erfrischungsgetränke eben. In England ist das immer Tee und/oder Kaffee – verbunden mit dem unvermeidlichen Keks. Wenn Kirchenkaffee ist (und das in hier nach jedem Gottesdienst), dann wird zuweilen zu „Refreshments“ eingeladen. Ich muss mir das im Kopf immer erst übersetzen.
Eines vermisse ich hier in England wirklich: Ein anständige Dusche. Das was sie hier Dusche nennen, das sind Tröpfchenverteiler. Man kriegt sparsam ein bisschen Wasser auf den Kopf gesprinkelt. Ich weiß auch nicht, warum die Briten (die Iren sind da nicht besser) vom Klempnern nix verstehen. „Ein dreifach Hoch dem, der dieses gold‘ne Handwerk schuf“ – wenn er‘s nur mal auch hierher exportiert hätte. Aus irgendeinem Grunde werden Duschen hier nicht vom normalen Wasserdruck betrieben wie bei uns. Vielmehr geht das Wasser durch eine (lahme) Pumpe durch. Immerhin laufen die mittlerweile leise. Ich kenne aus den 90er Jahren noch diese Höllenmaschinen, die einen Lärm machten, als wollten sie den Ozean leerpumpen – und... Der Elefant kreißte und heraus kam eine Maus.
David, der Neutestamentler, fragt: Wenn Paulus einen Vers oder Halbvers aus dem Alten Testament zitiert – meint er dann diesen Vers oder denkt er an den ganzen Zusammenhang? Paulus zitiert zum Beispiel eine Redewendung und meint den ganzen Psalm, aus dem sie stammt? Oder nicht? Um zu verdeutlichen, das auch kurze Anspielungen etwas bedeuten können (oder eben auch nicht), schreibt er eine Zahl an die Tafel. 1966. „Das kann einfach das Jahr nach 1965 sein“, sagt er, „oder…“ Ich wäre nicht drauf gekommen, was Engländern zu 1966 – und zwar prompt! – einfällt. Kate spricht es aus: „Da haben wir Deutschland im Fußball geschlagen.“ Alle gucken zu mir und lachen. Ich murmle: „Zum letzten Mal.“ Noch mehr Lachen. Craig murmelt zurück: „Vorerst.“ Große Heiterkeit im Raum.
Abe hat neulich was Schönes gesagt: Wenn sie zur Ruhe kommen will, zum Beispiel im Gebet, und es geht nicht, dann hat sie das Gefühl, ihr Kopf sei ein Baum voller Affen. Ist das nicht ein hübsches Bild? Man sieht sie sofort herumturnen, die Affen. A tree full of monkeys.
Und schließlich: Der unvermeidliche Freitags-Filmtipp: „Shaun the Sheep the Film“. „Shaun das Schaf“ in Spielfilmlänge. Dazu muss ich nichts sagen – wer wirklich nicht weiß, wer Shaun das Schaf ist, den kann ich nur zu YouTube schicken. Ansonsten gibt’s nur eins: Hingehen und angucken. Is schöööön (und technisch brillant gemacht). |
Zum Kinogucken bin ich aufs Land gefahren und an diesen Schafen vorbei gekommen. Das kann man sogar in deutschen Kinos gucken, weil es ja nicht wirklich Text hat. Das muss nicht synchronisiert werden. Obwohl, im Abspann habe ich gesehen, mehrere Rollen wurden von Billy Connolly „gesprochen“. Was der da im Studio nur gemacht hat? Haumhambublimabu-haumlabbbubb. Oder so ähnlich… |