Broadway Plaza, einer der weniger schönen Plätze Birminghams. Aber das dazugehörige Parkhaus ist für Kinogänger kostenlos. (Das notwendige Ballett, durchs rechte Fenster den Automaten an Ein- und Ausfahrt zu bedienen, beherrsche ich mittlerweile fließend.) Der Herr, der sich links über das Geländer lehnt, ist übrigens aus Stahl. Das ist Kunst, die da rumsteht. | Und dann gab es eine weitere Filmpremiere diese Woche: „Suite Française“, Französische Suite. Eine Hauptrolle spielt Matthias Schoenaerts, der wird in diesem Frühjahr noch zwei weitere Filmpremieren haben (als würde er seine Chance auf Filmpreise in die Höhe schrauben wollen). Er ist flämischer Belgier. Hier spielt er mit Michelle Williams (die schon Marilyn Monroe gespielt hat in „My Week with Marilyn“). Außerdem: Kristin Scott Thomas, Harriet Walter, Ruth Wilson, Eileen Atkins sowie von deutscher Seite Heino Ferch und Alexandra Maria Lara. Dass man deutsche Schauspieler gebraucht hat, liegt daran, dass die Geschichte im besetzten Frankreich 1940 spielt. |
Der Film hat eine literarische Vorlage. Das merkt man ihm an. Literaturverfilmungen haben manchmal so etwas Episodenartiges, wo man merkt, irgendwie fehlt hier ein Stück „Film“. Ich habe das Buch nicht gelesen, also kann ich nicht sagen, wie der Film dem Buch gerecht wird. Als Film ist er sehr stark und gut und dicht. (Nebenher: Für Leute, die Filme unsynchronisiert schauen, ist es sehr erfrischend, dass die Deutschen wirklich von deutschen Schauspielern gespielt werden – ganz stark in einer Nebenrolle Heino Ferch – und nicht von deutsch radebrechenden Briten. Das klingt einfach echter.)
Im Abspann wird die Geschichte der Vorlage erzählt. Es ist eines der frühesten Romane über den Krieg überhaupt. Es wurde von Irène Némirovsky zeitgleich zum Geschehen geschrieben. Eigentlich wollte sie fünf Bücher schreiben (daher auch der Titel „Suite“). Aber sie war Jüdin und wurde im Sommer 1942 in Frankreich verhaftet und in Auschwitz ermordet. Ihr Manuskript, in winziger Schrift in ein einziges Notizbuch geschrieben, gelangte in den Besitz ihrer Tochter, die überlebt. Aus Angst, dass in dem Buch Tagebuchaufzeichnungen stehen könnten und unsicher, ob sie verkraften würde, die zu lesen, bewahrt sie das Buch viele Jahrzehnte auf. Erst 1998 liest sie es, veröffentlicht die Geschichte und das Buch wird ein Welterfolg.